Interrail 2017

Auf dem Weg nach Kopenhagen – Zwischenstopp in Malmö

Am 6. Juli trennen sich unsere Wege. Ich fahre alleine weiter nach Kopenhagen.

Es ist 5:30 und heute frühstückt mein Partner alleine. Ich bin damit beschäftigt meine letzten Sachen in den Rucksack zu packen. Er denkt aber an mich und schneidet mir zwei Stück Honigmelone ab. Nach dem Frühstück geben wir die Wohnungsschlüssel zurück, bedanken und verabschieden uns.

Canceled

Die T-banen fährt pünktlich ein und bringt uns pünktlich nach Oslo sentralstasjon. Mein Partner sucht seine NSB Richtung Lufthavn Oslo Gardermoen, 6:34, und ich meine Richtung Göteborg, 6:41. Unser Abschied geht schnell und kurz vonstatten, da sein Zug in 3 Minuten fährt und ich meinen noch nicht gefunden habe. Ich suche die Reiseinformationstafel und entdecke, dass mein Zug wegen Gleisarbeiten gestrichen wurde. Neben CANCELED steht eine Information in kleiner gelber Schrift: „Rail replacement buses departures 20 minutes earlier. Please ask the Information Center for more advices.“ Zunächst bin ich reaktionsunfähig. Nach ein paar Sekunden regt sich Panik in mir und ich sehe mich nach einem NSB Mitarbeiter um. Ich habe nur mehr 11 Minuten Zeit.

Nach einigen hin und her entdecke ich einen NSB Mitarbeiter und stammle: „Train to Göteborg is canceled! Where is the bus?“ Er ganz ruhig, legt mir eine Hand auf die Schulter und zeigt Richtung Utgång. „Go straight ahead. Then OUT of the Station. Look to your left, there is my colleague with the same jacket like me.“ Er deutet auf seine Uniform. Ich renne los! Die Rolltreppe hinunter zum Ausgang und dann nach links. Es steht niemand da. Ich frage zwei Frauen in schwarz, wo der Bus nach Göteborg steht. Sie zeigen irgendwohin und ich verstehe nicht was sie sagen. Ich frage noch einmal: „Where is the bus to Göteborg. The train is…“ Sie unterbrechen mich: „Go this way, then you’ll know.“ Ich bedanke mich und stürme los. Sofern ich das mit einem vollgepackten Rucksack und einem Koffer machen kann.

Wo ist der Bus?

Es ist 6:40 und ich sehe den ersten Bus wegfahren. „Hoffentlich war das nicht meiner.“, flehe ich innerlich. Näherkommend erspähe ich eine Frau in der roten NSB Uniform und beginne mit: „Execuse me. The train to…“ Sie unterbricht mich und zeigt zum Bus. Der Busfahrer macht eine einladende Geste und entgegnet ganz ruhig: „I take care of your luggage. Please go ahead and sit down.“ Im Bus sitzend bemerke ich, dass ich kein Datum in mein Interrailticket eingetragen habe und hole das schnell nach. Immer noch voller Adrenalin versuche ich zu frühstücken. Ich bemerke nämlich, dass ich langsam schwarze Punkte sehe. Mein Frühstück besteht aus Knäckebrot, Butter und Cherrytomaten.

In Rygge steige ich in einen Zug um. Auf der Anzeige steht Halden. Entweder ist das eine Station oder es bedeutet „halten“. Da ich aber ohne GPS und Internet Empfang unterwegs bin, kann ich nicht nachsehen und mir ist das Zweitere lieber.

Nach einigen Minuten fährt der Zug los und es steht immer noch Halden auf der Anzeige. Ich springe auf und frage den Mann vor mir, ob dieser Zug nach Göteborg fährt. Er bejaht meine Frage und ich setzte mich wieder hin. Einige Stationen später bin ich ruhiger und schlafe ein.

Nächster Halt in Göteborg

In Fredrikstad werde ich von einer schwedischen Polizistin geweckt. Zuerst begreife ich nicht was sie sagt. Sie wiederholt: „Svenska, Dansk, Norsk, English?“ Schnell interpretiere ich, dass sie wissen möchte welche Sprache ich spreche. Ich antworte ganz benommen: „English and German.“ Die Polizistin beugt sich zu mir und spricht ganz ruhig und deutlich: „We are border crossing to Sweden. I need your passport and your ticket.“ Ich reiche ihr meine Dokumente. „Where are you going to and is this the only luggage you take with you?“ Ich antworte: „I’m from Austria – mir schießt das Lied I Am From Austria von Rainhard Fendrich in den Kopf – and on Interrail. The next destination is Copenhagen. This suitcase is mine aswell.“ Sie nickt und gibt mir meine Dokumente zurück. Wieder auf 180 versuche ich mich zu beruhigen und trinke erst einmal ein Schluck Wasser.

In Schweden steigen viele Passagiere ein, sodass ich meinen zweiten Platz hergeben muss. Neben meiner neuen Sitznachbarin packe ich also mein Mittagessen, bestehend aus Knäckebrot, Butter und Cherrytomaten, aus. In Trollhättan habe ich wieder Energie, sodass ich mich dafür interessiere, wo ich eigentlich bin.

Als Göteborg angesagt wird stehen die Passagiere allmählich auf. So auch ich. Gestern dachte ich, dass ich mir Göteborg ansehen werde. Schließlich fahre ich daran vorbei. Aber heute bin ich so müde und will einfach nur nach Kopenhagen.

Zwischenstop in Malmö

Zunächst finde ich den Anschlusszug nicht. Auf dem Weg erkenne ich meine Sitznachbarin wieder und frage mich wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie auch nach Kopenhagen fährt und ob ich ihr vielleicht folgen sollte. Ich entscheide mich dagegen, denn wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit schon.

Auf der Informationstafel lese ich Kobenhavn. Am richtigen Bahnsteig angekommen suche ich einen nicht reservierten Platz. Als ich meinen Koffer auf die Gepäckablage hieve entdecke ich wieder meine Sitznachbarin. Sie lächelt mir zu. Müde setzte ich mich hin und lass mein Handy nach einem WLan Netz suchen. Es findet nichts.

In Varberg oder Halmstad müssen wir umsteigen. Ich folge meiner Sitznachbarin aus der einen DSB in die andere DSB. Nun sitzt sie vor mir. Ihre Presenz gibt mir eine Absicherung, dass ich im richtigen Zug sitzte. Als der Schaffner die Fahrscheine zwickt und einen Fahrgast darauf aufmerksam macht, dass er keine Reservierung hat, kommen meine Sitznachbarin und ich in ein Gespräch. Es stellt sich heraus, dass sie tatsächlich nach Kopenhagen fährt und wir gemeinsame Interessen haben, wie zum Beispiel über die nationale Bahngesellschaft zu lästern. Unser Gespräch geht weiter bis Malmö. Ich finde sie sehr sympatisch und ringe mit der Frage, ob sie mit mir in Kontakt bleiben möchte. Egal wie gut wir uns verstehen, sind wir doch Fremde.
Schließlich, kurz vor Malmö, frage ich sie und wir tauschen unsere Namen aus.

Bevor ich in Malmö aussteige, frage ich C., wie man am besten zur Öresundbrücke kommt. Sie sieht mich verwundert an und entgegnet: „Why would you? I’ve never heard that anybody would walk through the Øresundsbridge.“
Die Øresundsbron kann nicht per Fuß überquert werden. Sie ist nur für Züge und Autos.

Endlich in Kopenhagen

Nach ungefähr zwei einhalb Stunden steige ich wieder in die DSB und fahre über die Öresundbrücke nach Kopenhagen. In Kopenhagen angekommen geht es erstmal zu Fuß zu meiner Unterkunft. Mit einer wagen Vermutung schlage ich die Richtung Nørrebro ein. 3,5 km und einmal verlaufen später erreiche ich endlich die Unterkunft. Leider kann ich noch nicht einchecken, da mein Schlüssel nicht da ist. Also warte ich ungefähr 30 Minuten bis die Unterkunftgeberin einen Schlüssel findet.

Um circa 20:34 Uhr, immer noch hell, ist dieser Tag zu Ende. Ich habe einen Generallschlüssel erhalten, geduscht, gegessen und liege im oberen Teil eines Stockbettes. Meine Zimmergenossen sind: Ein Leipziger aus Amerika, ein Hamburger, der nicht während dem G20 Gipfel in Hamburg sein will, ein Japaner und ein Kantonese. Alle samt sehr freundliche Menschen. Ich muss dazusagen, dass ich im Vorfeld nicht wusste, dass es ein Hostel ist. Zusätzlich steht nichts von einem gemischten Zimmer in der Buchung.

Geschrieben am 13. Juli 2017 von Xu’s Corner und überarbeitet am 2. September 2021.
PS.: Den Anfang der Reise findest du hier auf meinem Blog und mehr Fotos auf Pinterest.

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